Maria Cäsar - Park in Graz zu Ehren der steirischen Kommunistin benannt

Der Park am Grünanger in Graz Liebenau heißt jetzt Maria-Cäsar-Park

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Ei­ne Hin­wei­s­ta­fel weist auf das Le­ben von Ma­ria Cä­sar 1920–2017 hin:

Maria Cäsar 19202017
KPÖ-Aktivistin Widerstandskämpferin. Cäsar war bis 1934 in der sozialdemokratischen Jugend und kämpfte und kämpfte im kommunistischen Untergrund gegen den autoritären Ständestaat und das NS-Regime. 1939 zu 14-monatiger Haft verurteilt, leistete sie weiter Widerstand. Bis ins hohe alter prägten vor allem ihre Schulauftritte als Zeitzeugin die steirische Erinnerungskultur.

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Elke Kahr, KPÖ-Stadträtin und Obfrau der Grazer KPÖ , würdigte in ihrer Festrede zur Bennenung des Großen Saales im Volkshaus in Graz in Maria-Cäsar-Saal die Verdienste:

Geschätzte Ehrengäste, liebe Freunde, liebe GenossInnen
Vor 33 Jahren habe ich Maria Cäsar das erste Mal hier im Volkshaus kennengelernt. Damals bin ich der KPÖ in Graz beigetreten und habe im Parterre für die KPÖ zu Arbeiten begonnen. Maria als Bezirksobfrau und Ernest Kaltenegger als Bezirkssekretär und damaliger Gemeinderat waren meine beiden Vorgesetzten. Ich habe sehr viel beiden zu verdanken und ich habe viel von Maria gelernt. Politisch wie auch menschlich. Das ich heute einen Tag vor dem Internationalen Frauentag über Maria Cäsar sprechen darf bewegt mich sehr. Es war nämlich vor allem Maria die mich für Frauenpolitische Anliegen sensibilisiert hat. Wir haben viel gemeinsam erlebt und wir haben politisch auch schmerzliche Erfahrungen gemacht. Gemeinsam mit unseren GenossInnen in Graz haben wir aber niemals unsere Überzeugung und die Hoffnung aufgegeben, dass unsere Arbeit für eine sozial gerechtere Welt notwendig ist. Die persönlichen Interessen in den Hintergrund zu stellen und mit Disziplin, Mut aber auch der nötigen Kameradschaftlichkeit und Geselligkeit zu arbeiten, das hat man von Maria lernen können.

Ich glaube, dass eine bessere Welt möglich ist.
Ich glaube, dass die Gerechtigkeit siegen wird.

Dieses Credo war für Maria Cäsar unumstößlich. Letzten September, kurz vor ihrem 97. Geburtstag, mussten wir von Maria Abschied nehmen. Ihr turbulentes Leben war geprägt von ihrem unermüdlichen und lebenslangen Einsatz für einen gesellschaftlichen Fortschritt einzutreten.

Maria Cäsar wurde am 13. September 1920 im slowenischen Prevalje unter dem Namen Maria Kreth geboren. Die Familie musste aufgrund der Grenzziehung nach dem ersten Weltkrieg nach Judenburg übersiedeln. Dort war Marias Vater als Maschinist im Gussstahlwerk Judenburg beschäftigt. In den Dreißigerjahren war die Familie, so wie viele andere, von der schweren Krise der Metallindustrie betroffen. Viele Familien erlitten bittere Not. Auch Marias Vater verlor seinen Arbeitsplatz und ihre Mutter musste während der Arbeitslosigkeit die Versorgung der Familie zur Gänze übernehmen. Sie eröffnete einen Kiosk in dem auch Gemüse und Süßigkeiten verkauft wurden. Zusätzlich arbeitete die Mutter bei Bauern gegen Naturalien, damit die Familie über die Runden kam. Schon früh zeigte sich die unermüdliche und aufgeweckte Art von Maria, dass ihr Vater zu ihr meinte, dass an ihr ein Bub verloren gegangen sei.
In der Obersteiermark schloss sich der Vater dem republikanischen Schutzbund und Maria den Roten Falken an, weil sie, wie sie gesagt hat: „über die damalige Situation Bescheid gewusst habe“. Die Zwischenkriegszeit war von hoher Armut, Arbeits- und Perspektivenlosigkeit geprägt. Die Menschen waren empfänglich für Propaganda und die ersten Repressionen gegen die Bevölkerung waren rund um 1933 spürbar, als Parteien und Verbände verboten wurden.

Als junges, aufgeschlossenes und kritisches Mädchen begann sie in jungen Jahren den schier aussichtlosen Kampf gegen ein autoritäres Regime. Mit 14 Jahren schloss sie sich 1934 dem Kommunistischen Jugendverband an und begann im Untergrund aktiv zu werden und verteilte Flugblätter. Das war ihr erster Schritt hin zu einer außergewöhnlichen Frau und Widerstandskämpferin.


Marias Zeit im Widerstand

Im Alter von 19 Jahren wurde sie 1939 von der Gestapo 14 Monate lang in Untersuchungshaft im Landesgericht Graz festgehalten. „Vorbereitung zum Hochverrat“ war die Anschuldigung. Im Kerker hat sie am eigenen Leib gespürt, was der Nationalsozialismus bedeutet. Trotz aller Repressalien ließ sie sich nicht einschüchtern und blieb in den Verhören standhaft.
Doch selbst in den finstersten Stunden, eingesperrt im Kerker, findet sich Lebens- und Liebesglück. In ihrer Gefangenschaft lernte sie ihren ersten Mann kennen. Gleich nach ihrer Freilassung heirateten beide und Maria bekam 1943 ihr erstes Kind. Leider dauerte das Familienglück nur für kurze Zeit an. Denn kurz nach der Geburt verstarb ihr Ehemann, welcher ebenso im Widerstand aktiv war, als Soldat an der Ostfront.

Sie widmete sich immer stärker der Arbeit im Widerstand und es gelang ihr den Kontakt zwischen jugoslawischen Partisanen und der Widerstandgruppe in Judenburg herzustellen. Als 1944 zahlreiche Mitglieder des Widerstandes in Judenburg verhaftet worden sind, stand Maria vor einer schweren Entscheidung: die Gefahr einer neuerlichen Verhaftung und Deportation in das Konzentrationslager Dachau war zu groß. Um zu überleben, entschied sie sich, ihren erst 3-jährigen Sohn bei ihrer Mutter zurück zu lassen und tauchte bis Kriegsende bei Verwandten in Slowenien unter.

Nach der Befreiung Österreichs zog Maria 1950 nach Graz und wurde bei der KPÖ aktiv. Als Mitglied der KPÖ-Bezirksleitung Graz, der KPÖ-Landesleitung Steiermark und auch des Zentralkomitees der KPÖ leistete sie wichtige Beiträge zur Entwicklung der Partei. Hier lernte sie auch ihren zweiten Mann Rudi Cäsar kennen.
Beharrlich setzte sich Maria für die Gleichstellung von Männern und Frauen ein und sorgte stets dafür, politisch interessierte Frauen für die Bewegung zu gewinnen und einzubeziehen. Nach ihrer Pensionierung widmete sie sich der Tätigkeit im KZ-Verband, dessen Landesvorsitzende sie war.

Ihr hohes Ansehen, weit über die Parteigrenzen hinaus, war ihrer persönlichen Verpflichtung „Ein Leben lang gegen den Nationalsozialismus aufzutreten“, zuzuschreiben. Unermüdlich hielt Maria als Antifaschistin Vorträge vor unzähligen Schulklassen. Ihr war bewusst, dass „die Jugend die Voraussetzung für eine bessere Welt ist“ und tat ihr bestes die Jugendlichen über die Gefahren des Rechtsextremismus zu sensibilisieren.
Für diesen Einsatz hat Maria viele Auszeichnungen erhalten.

  • 1978 Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs
  • 1995 Bürgerin der Stadt Graz
  • 1999 Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark
  • 2001 Menschenrechtspreis des Landes Steiermark
  • 2011 Frauenpreis der Stadt Graz
  • 2014 Großes Ehrenzeichen des Landes Steiermark

Wir sind stolz auf Maria Cäsar, eine Kommunistin, die gezeigt hat, dass es ein ganzes Leben lang möglich ist, für die Sache des gesellschaftlichen Fortschritts einzutreten. Sie hat sich seit ihrer Jugend für Demokratie und Gerechtigkeit eingesetzt und dabei großen Mut bewiesen. Maria Cäsar ist ein Vorbild für Alle. Wir verdanken ihr sehr, sehr viel und werden in ihrem Sinne weiterarbeiten, auch wenn ihre Lebenserfahrung und ihre Persönlichkeit unersetzbar sind.

Ich glaube, dass eine bessere Welt möglich ist.
Ich glaube, dass die Gerechtigkeit siegen wird.

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Maria Cäsar wird immer Teil unserer Geschichte bleiben. In vielen Erzählungen und gemeinsam erlebten. Wir möchten aber auch, dass sie nicht nur für uns in Erinnerung bleibt sondern auch für alle unsere Gäste und Freunde sichtbar und in Erinnerung bleibt. Deshalb haben wir uns entschlossen anlässlich des Internationalen Frauentages 2018 im Parterre des Volkshauses eine Gedenktafel anzubringen und den großen Veranstaltungsraum im Volkshaus in „Maria Cäsar Saal“ zu benennen. Ich bin überzeugt, dass wir gerade mit diesem Datum und dem gleichzeitigen „100 jährigem Frauenwahlrechtsjubiläum“ – Maria den größten Respekt und Anerkennung entgegen bringen können.

17. April 2023