Murtal: Nur ein Frauenarzt mit Kassenvertrag

Nur ein Frauenarzt für über 35.000 Frauen

RenatePacher.jpg
"Die bestmögliche medizinische Versorgung muss allen Menschen offenstehen, egal wie hoch ihr Einkommen ist." meint Stadträtin Renate Pacher

Der Mangel an ÄrztInnen trifft auch das Murtal stark. Für mehr als 35.000 Frauen steht nur ein Frauenarzt mit Kassenvertrag zur Verfügung. Der ist natürlich überlastet und nimmt keine Patientinnen mehr. Es gibt auch zu wenig KinderärztInnen. Im Bereich der AllgemeinmedizinerInnen steht eine große Pensionierungswelle bevor.

Der bestehende Ärztemangel wird sich also noch verschärfen. Die Menschen bezahlen die Zeche für  die Versäumnisse der letzten Jahre. Den Frauen in unserer Region bleibt schon jetzt keine Möglichkeit als zum Wahlarzt zu gehen. WahlärztInnen können über die Höhe ihres Honorars selbst entscheiden, die Krankenkasse  übernimmt nur einen Teil der Kosten. Für Menschen mit geringem Einkommen oder chronisch Kranke ist das ein großes finanzielles Problem.

Auch die Wartezeiten auf Facharzttermine sind oft unzumutbar lang und gefährden die Gesundheit der Menschen. Die aktuellen Maßnahmen der GKK, nämlich die Niederlassung von KassenFachärztInnen mit Geldzuschüssen zu fördern sind zu begrüßen, werden aber nicht ausreichen.

Damit das Recht aller Menschen auf medizinische Versorgung unabhängig vom ihrem Einkommen umsetzbar ist, muss der Ärztemangel langfristig gelöst und der Trend zu Wahlarztpraxen gestoppt werden. Es braucht daher eine Ausbildungsoffensive.

Es muss eine an den Bedürfnissen angepasste Anzahl von MedizinerInnen ausgebildet werden. Dazu fordern wir die deutliche Lockerung der Zulassungsbeschränkungen zum Studium der Medizin und eine deutliche Anhebung der Studienplätze. Ein Problem ist, dass viele fertige ÄrztInnen nach dem Studium ins Ausland gehen. Daher sollten Studierende über ein Stipendium verpfl ichtet werden einige Jahre in der Steiermark als ÄrztInnen tätig zu sein.

Die Entlohnungsschemata im niedergelassenen und stationären Bereich dürfen sich nicht wesentlich unterscheiden. Die Verdienstmöglichkeiten in den unterschiedlichen medizinischen Disziplinen müssen angeglichen werden um eine gleichmäßige Versorgung zu sichern. In Mangelbereichen sind diese Maßnahmen verstärkt anzuwenden. Um WahlärztInnen Anreize zu bieten, Kassenstellen anzunehmen, sollte auch über eine Erhöhung der Vergütung nachgedacht werden.

Die „Zwei-Klassen-Medizin“ ist bereits Realität. Menschen die sich einen Wahlarzt bzw. eine Zusatzversicherung leisten können sind bevorzugt. Das ist ein Unrecht. Die bestmögliche medizinische Versorgung muss allen Menschen offenstehen, egal wie hoch ihr Einkommen ist.
 

Veröffentlicht: 20. Februar 2019