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Musiker, Boxer, Gemeinderat & Mensch

Mit Jahreswechsel hat KPÖ-Gemeinderat Andreas Fabisch sein Mandat im Grazer Gemeinderat, dem er seit 2003 angehörte, aus privaten Gründen niedergelegt.

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Andreas Fabisch mit Peter Laukhardt (SOKO Altstadt).

Der 61-jährige Schulprofessor für Musikerziehung und Instrumentalmusik zählte zu den fleißigsten und facettenreichsten Mandataren der KPÖ, der auch über die Parteigrenzen hinweg höchst anerkannt und respektiert wurde.

Vor allem sein unermüdlicher Einsatz als Verfechter für den Schutz der Grazer Altstadt bescherte ihm einen ausgezeichneten Ruf bei Altstadtinitiativen sowie zahlreichen Grazerinnen und Grazern. Für große und kleine Anliegen rund um den Erhalt des architektonischen historischen Graz hatte Fabisch stets ein offenes Ohr und bot seine Hilfe als direkter Draht in den Grazer Gemeinderat an. Die Ausweitung der Altstadtschutzzone sah er als unbedingt notwendig an, um historische Gebäude vor dem, meist von Investoren getriebenen Abriss zu bewahren. So setzte sich der Mandatar beispielsweise seit Jahren für das Girardihaus in der Leonhardstraße ein. Auch missbilligte er das ständige Vertrösten bei der Fertigstellung des Kastner-Daches, welches sich noch immer nicht in die einmalige rote Dächerlandschaft der Grazer Innenstadt einfügt und somit den Status des UNESCO-Weltkulturerbes der Stadt gefährdet.

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Mit Elke Kahr begrüßte Fabisch die Gäste der Volkshausredoute.

Ein weiteres politisches Steckenpferd des ruhigen und bedachten Politikers war ohne Zweifel die Bildung. Der Gymnasiallehrer trat vehement für eine notwendige Entlastung der LehrerInnenschaft sowie Eltern ein, indem er sich unter anderem für stationäre SchulpsychologInnen und LegasthenietrainerInnen in Schulen aussprach. Auch der immer größer werdenden Bildungsungerechtigkeit in unserem Land sagte Fabisch den Kampf an. Damit alle Kinder dieselben Bildungschancen erhalten, hat sich der AHS-Lehrer für einen Gratis-Kindergarten ab dem vollendeten 3. Lebensjahr sowie für ein gemeinsames Gesamtschulsystem stark gemacht. Von 2005 bis 2010 gehörte Fabisch dem Kollegium des steirischen Landesschulrates an. Damals waren neben dem KPÖ-Mandatar 14 weitere Mitglieder im Gremium, jeweils sieben von SPÖ und ÖVP. So war der gebürtige Grazer, der in Ilz aufgewachsen ist, oft das Zünglein an der Waage und suchte bei Entscheidungen, beispielsweise SchuldirektorInnen-Besetzungen, stets die objektiv beste Lösung, frei von jeglichem parteipolitischen Kalkül.

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Andreas Fabisch mit Fotokünstler Robert W. Sackl-Kahr Sagostins bei dessen Ausstellungseröffnung im Grazer Rathaus.

Sein hervorragendes Gespür für die richtigen Töne sowie seine Leidenschaft für den Sport - Fabisch ist seit 33 Jahren Kraftsportler und war Boxer sowie Ringer - fanden sich auch am Rednerpult des Gemeinderats wieder: Seine exzellenten Reden zeichneten sich durch akkurate Vorbereitungen aus und waren gespickt mit raffinierten Formulierungen und gewitzten Anspielungen. Wenn es sein musste, fand er die notwendigen mahnenden Worte. Fabisch versteht es, zum richtigen Taktschlag den rhetorischen Punch zu setzen. Seine Worte im Gemeinderat hatten Gewicht. Selten hat es ein Gemeinderat derart gut verstanden seine Zuhörerschaft mit gekonnten Reden zu fesseln.

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Fabisch am Infotisch im Gespräch.

Lieber Andreas, wir danken Dir für Deinen langjährigen unermüdlichen Einsatz und dass Du die Ideen und Aktionen der Grazer KPÖ zu einem guten Teil mitgestaltet und getragen hast. Wir wünschen Dir auf Deinen zukünftigen Weg das Beste, Freude und viel Kraft.

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Dr. Hans Peter Meister rückt nach und wird neuer KPÖ-Gemeinderat.

Die Nachfolge von Mag. Andreas Fabisch wird Dr. Hans Peter Meister antreten. Der seit 1989 in Lend praktizierende Allgemeinmediziner (geboren am 11.06.1955) war bisher für die KPÖ als Bezirksrat im selben Bezirk tätig.

13. Januar 2020