Archivierte Artikel: Die enthaltenen Informationen sind möglicherweise veraltet.

Mit "Lenins Humor" in der Hochschülerschaft

Der Standard stellt Sebastian Wisiak (KSV) vor

Mit Lenins Humor gegen "Gremienhocker"
KSV-Spitzenkandidat Sebastian Wisiak sucht den direkten Kontakt zu Studierenden

--------------------------------------------------------------------------------

Graz - In seinem Zimmer finden sich überall kommunistische Spuren. Das obligate „Che Guevara"- Poster oberhalb seines Bettes und eine kleine Bibliothek mit einer Sammlung von Lenins Werken. „Ich mag seinen zynischen Humor", sagt Sebastian Wisiak lächelnd.

Der 24-Jährige ist bei seinem bisher dritten ÖH-Wahlkampf zum ersten Mal Spitzenkandidat des Kommunistischen StudentInnen Verbands (KSV) bei der ÖH-Wahl (26.-28. Mai). In der einfach eingerichteten Grazer Altbauwohnung lebt er seit seinem Studienbeginn vor sechseinhalb Jahren in einer Wohngemeinschaft, davon seit zwei Jahren mit einem Bienenverhaltensforscher der Universität.

Politisch beeinflusst haben ihn der Grazer Kommunist Ernst Kaltenegger und sein Bruder Hanno, der bei der letzten ÖH-Wahl Spitzenkandidat des KSV war. Schon nach der Matura ist Wisiak der KPÖ_beigetreten, neben seiner politischen Aktivität studiert er Medizin: „Am liebsten wäre es mir, wenn ich überhaupt keine Politik machen müsste, weil alles in Ordnung ist." Aber als „sein Freundeskreis mit 15 arbeiten gegangen ist" und Wisiak mitbekommen habe, dass nicht alle die gleichen Chancen haben zu studieren, da habe es ihm die Entscheidung für den KSV „leichter gemacht".

Wenn der gebürtige Südsteirer verreist, dann vorzugsweise nach Indien. Den dortigen Parteikollegen erzählt er von Österreich und engagiert sich lautstark mit seinen „Genossen": „Faszinierend, wenn dort 800.000 Menschen mit Hammer- und Sichelfahnen demonstrieren." Dreieinhalb Monate hat er in Indien verbracht, etwa um bei der medizinischen Versorgung zu helfen.

Sein soziales Engagement möchte Wisiak nach dem Studium ausweiten. Als Arzt würde er gern vorzugsweise in Lateinamerika arbeiten, „da ich dort gleich mit Patienten zu tun habe", während in Österreich anfangs mehr Schreibkram anstehe.

Umverteilung für Uni-Budget

Seit dem Wahlkampf ist sein Alltag stressig, erzählt Wisiak. Er fordert die ersatzlose Abschaffung der Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen. Durch eine Umverteilung „von unten nach oben" soll das Uni-Budget erhöht werden.

Das Internet nützt er für diese Ziele nicht, zu bloggen wäre ihm nie in den Sinn gekommen: „Das bin nicht ich, ich mag es nicht, mich selbst zu beweihräuchern." Lieber sucht Wisiak den direkten Zugang zu den Menschen. Etwa um nach Lehrveranstaltungen Besprechungen über die Qualität der Lehre zu organisieren: „Gremienhocker haben selten viel weitergebracht, sie sitzen dort, um an ihrer eigenen Karriere zu basteln."

Das anstehende E-Voting ist Wisiak ein Dorn im Auge. Es sei „manipulativ und dem geheimen Wahlrecht widersprechend", kritisiert der KSV-Spitzenkandidat. (Nora Edelsbacher, DER STANDARD-Printausgabe, 14.5.2009)

13. Mai 2009