Max Schneider (1921-2010)
Der österreichische Kommunist ist am 12. Juni nach langer, schwerer Krankheit in Wien verstorben.

Von Samuel Stuhlpfarrer
„Der Kopf scheint als Letztes zu gehen“, sagte mir Max Schneider bei unserem vorletzten Gespräch am 13. Februar dieses Jahres. Ob er das als Schmach oder Segen empfinde, fragte ich ihn. Er entgegnete nicht ohne Ironie: „Kommt darauf an, ob man sich beim Sterben zuschauen will“. Seit eineinhalb Jahren litt Max Schneider an ALS, einer Erkrankung des motorischen Nervensystems. Zuerst ließ sie ihn die Kontrolle über seinen Körper verlieren, danach lähmte sie seine wohltuend-bestimmte Art, zu sprechen. Am 12. Juni versagte sie ihm, zu atmen.
Max Schneider wurde am 4. Dezember 1921 geboren. Sein Elternhaus war jüdisch-atheistisch, sein Freundeskreis marxistisch geprägt. Bis ins Jahr 1936 gehörte er den Roten Falken im 9. Wiener Gemeindebezirk an. Nach deren Auflösung fanden sich er und seinesgleichen im Kommunistischen Jugendverband (KJV) wieder. Mithilfe der linkszionistischen Organisation Hashomer Hazair, der zuvor schon seine spätere Frau Ruth angehörte, gelangte er im Frühjahr 1939 über Holland nach England. Nach der Internierung in Kanada, kehrte Schneider 1942 nach England zurück, trat aus Hashomer Hazair aus und meldete sich freiwillig zum Dienst in der britischen Armee gegen Hitlerdeutschland. Der Kampf gegen Nazideutschland brachte ihm unmittelbar vor Kriegsende eine schwere Verletzung bei, die seine Rückkehr ins befreite Wien um zwei weitere Jahre hinauszögerte.
Erst am 5. Februar 1947, auf den Tag genau fünf Jahre nachdem seine Eltern und sein Bruder den Todeszug nach Riga besteigen mussten, kehrte Max Schneider nach Österreich zurück. Er profilierte sich in einer mehrtägigen, öffentlichen Debatte zwischen Zionisten und Antizionisten, wobei Schneider die Position Letzterer unterstützte. „Unsere Überzeugung war es, dass die Juden in ihren jeweiligen Ländern für die Befreiung des Volkes kämpfen sollten.“ Der weiland 26-jährige empfahl sich damit für die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ).
Zunächst wurde er Sekretär des späteren KZ-Verbands. Salär erhielt er dafür keines, aber Schneider ging es ohnehin um die Sache. In den Folgejahren arbeitete er in verschiedenen Funktionen für die KPÖ, ab Mitte der 1950er Jahre etwa als Bezirkssekretär in Steiermarks Landeshauptstadt Graz; in den 1960er Jahren schließlich als Landessekretär der KPÖ in Wien.
Im Gefolge der innerparteilichen Auseinandersetzungen rund um die Haltung der Partei zum Prager Frühling trat Schneider im Jahr 1969 als eines von 27 Mitgliedern des Zentralkomitees aus der KPÖ aus. Er verdingte sich danach in der Privatwirtschaft und beschränkte sein politisches Engagement auf Zeitzeugenauftritte an Österreichs Schulen. Solange es seine Gesundheit zuließ. Max Schneider war Träger des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien und einer Tapferkeitsmedaille der British Army. Er hinterlässt seine Schwester Trude und Maria Plohberger, die ihn in den letzten Jahren begleitete.