Archivierte Artikel: Die enthaltenen Informationen sind möglicherweise veraltet.

Kaltenegger sieht KPÖ nicht als "LH-Macher"

APA-Gespräch mit dem Grazer Stadtrat und Spitzenkandidaten

Graz - Unglaubliche Umfragewerte bis zehn Prozent und Bestnoten in der Vertrauenswürdigkeit bringen den KPÖ-Spitzenkandidaten bei der steirischen Landtagswahl am 2. Oktober, Ernest Kaltenegger, nicht aus dem Konzept: Ziel sei - nach 35 Jahren Absenz - der Einzug in den Landtag, ein Regierungssitz sei aber "unrealistisch", erklärte er am Freitag im APA-Gespräch. Immer lautere Warnungen vor Rot-Rot, die vor allem vom Karmeliterplatz, dem Sitz der Landes-ÖVP, kommen, nimmt er gelassen: "Der Karmeliterplatz wird sicher nicht in Karl Marx-Platz umbenannt, und die ÖVP könnte den Stahlhelm ruhig wieder abnehmen."

Höflich

Kaltenegger reagiert auch auf Angriffe höflich: Eigentlich habe er zu allen anderen Parteienvertretern ein "korrektes Verhältnis". Dass sich mit den jüngsten Aussagen aus der ÖVP ("Anschlag auf die Zukunft der Steiermark", Schandkoalition") aber die Wahrscheinlichkeit reduzieren, dass sie in der LH-Frage mit KPÖ-Unterstützung rechnen kann, liege auf der Hand: "Dass wir Waltraud Klasnic mitwählen halte ich für sehr unwahrscheinlich." Franz Voves als wahrscheinlichere Option? "Das wäre zu positiv formuliert. Reden werden wir mit allen, dann werden wir sehen. Wir verstehen uns nicht als LH-Macher." Dass es aber in bestimmten Fragen, etwa bei der Mitbestimmung der öffentlichen Hand in Schlüsselindustrien gewisse Affinitäten zur Voves-SPÖ gibt, räumt er durchaus ein.

Immerhin

Den SPÖ-Vorwurf, in Graz durch passives Verhalten 2003 einen ÖVP-Bürgermeister (Siegfried Nagl, Anm.) ermöglicht zu haben, will der Stadtrat nicht gelten lassen: "Immerhin ist er mit den Stimmen der SPÖ gewählt worden."

Einzug in Landesregierung "unrealistisch"

Dass er ein "Scheidungskriegsgewinnler" sei, der vom Konflikt ÖVP - Hirschmann und das damit verbundene weiter greifende Imageproblem der etablierten Politik profitiere, will der KP-Spitzenkandidat nicht gelten lassen: "Die Wählerinnen und Wähler können ja aus sieben, in Graz aus acht Listen auswählen". Leise tritt Kaltenegger, wenn es um die Wahlziele geht: "Man darf nicht vergessen: Wir starten von einer Ausgangsposition mit 1,03 Prozent". Der Einzug in das Landesparlament - 5,55 Prozent sind dafür im Wahlkreis Graz und Graz-Umgebung oder im Wahlkreis Obersteier notwendig - hält er für "möglich", jenen in die Landesregierung hingegen für "unrealistisch": "Das ist so wie wenn ich sagen würde: Am Sonntag gibt es einen Jackpot - was machen wir mit dem Geld?"

Keine bundespolitischen Ambitionen

Dem entsprechend beantwortet Kaltenegger auch die Frage, ob er den Regierungssitz im Land annehmen und den in der Stadt aufgeben würde, nicht bzw. ausweichend: Das Landtagsmandat würde er schon annehmen, gleichzeitig aber Stadtrat bleiben, "das ist möglich." Eindeutig ist hingegen die Antwort, ob er auch bundespolitische Ambitionen habe: "Sicher nicht." (APA)

16. September 2005