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Die "Tragende" sucht eine Heimat

Eisenerz wäre richtiger Standort für Ravensbrück-Plastik von Cilli Muchitsch

Die Kommunistin Cäcilia Muchitsch aus Eisenerz überlebte das KZ Ravensbrück und schuf danach die Skulptur „Die Tragende“. Fünf Grazer HAK-Schüler suchen nun eine Heimat für die Figur.
Nach Auffassung der KPÖ und auch von Gemeinderat Fluch wäre das Museum Eisenerz ein geeigneter Standort.

Fünf Schüler der Grazer Handelsakademie Grazbachgasse beschäftigen sich seit einigen Monaten mit einem besonders dunklen Kapitel der Geschichte. Dem Schicksal von Menschen, die in Konzentrationslagern während der Nazizeit überlebt haben. Und dem Schicksal einer Skulptur, die von einer Überlebenden nach ihrer Befreiung aus dem KZ Ravensbrück geschaffen wurde und die nun eine neue Heimat sucht. Einen Platz, wo sie, wie sich die Jugendlichen wünschen, würdig aufbewahrt werden kann.

Die Tragende
Zufällig stießen Franziska Fedl, Michael Haar, Raffaela Nöst, Raphaela Redolfi und David Sebernegg auf das Schicksal der Figur, die den Namen „Die Tragende“ trägt. „Über die Mama von Raffaela Nöst sind wir über Umwegen zu Katharina Sasso gekommen, einer Mitgefangenen von Cäcilia Muchitsch, die die Skulptur geschaffen hat. Sasso, die sich mit der mittlerweile verstorbenen Muchitsch regelmäßig in der Gruppe „Freundinnen der Lagergemeinschaft“ traf, übergab die Figur an Heimo Halbrainer vom Verein „Clio“ für Geschichte- und Bildungsarbeit. „Er hat uns auch gesagt, dass die Skulptur eine neue Heimat sucht“, erzählt Redolfi. Da die Jugendlichen ohnehin ein Maturaprojekt suchten, entschieden sie unter dem Titel „Niemals vergessen“ eine Heimat für „Die Tragende“ zu suchen. „Es ist aber gar nicht so einfach, weil es noch nicht viele Angebote gegeben hat oder der Rahmen nicht passte.“

Durch ihre Recherchen und ihre Betreuungslehrerin Hannelore Erlinger, eine gebürtige Eisenerzerin, stießen die fünf Schüler auch auf das rege Treiben der Aufarbeitung der Vorkommnisse des Jahres 1945 im Raum Eisenerz. Und sie fanden auch heraus, dass Cäcilia Muchitsch und ihr Mann Max, ein Widerstandskämpfer und jahrzehntelanger KPÖ-Aktivist, aus Eisenerz stammten.

Vergangenheitsbewältigung
Seit einigen Jahren wird in der Region um den Erzberg aktive Vergangenheitsbewältigung betrieben. Durch die rührige Tätigkeit von Gerhard Niederhofer, Hauptschullehrer in Eisenerz, der Arge Jugend gegen Gewalt und Rassismus, eines Personenkomitees und Heimo Halbreiner konnte schon viel erreicht werden. Ein Mahnmal am Präbichl, das an den Todesmarsch ungarischer Juden im Jahr 1945 erinnern soll, ist ein solches sichtbares Zeichen der Vergangenheitsbewältigung.

„Es wäre einfach schön, wenn sich jemand melden würde, um der Skulptur von Frau Muchitsch einen würdigen und angemessenen Platz zu bieten“, hofft Redolfi, auch im Namen ihrer ganzen Kollegen von der Grazer Handelsakademie.

(Nach Kleine Zeitung, Region Leoben)

15. Januar 2011