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Contact Tracing ausbauen – bevor es nichts mehr nützt!

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„Je­der in Con­tact Tra­cing in­ves­tier­te Eu­ro er­spart ein Viel­fa­ches an Kos­ten durch wirt­schaft­li­che und ge­sell­schaft­li­che Ein­schrän­kun­gen“, sagt der Gra­zer Ge­sund­heits­stadt­rat Robert Krot­zer (KPÖ).

Nach der Schaltung der Ampel auf Gelb ist es magistratsintern zu einer Personalaufstockung beim Contact Tracing gekommen. Doch durch die steigenden Fallzahlen muss weiterhin unter Hochdruck gearbeitet werden. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen seit mittlerweile mehr als sieben Monaten an die Grenzen ihrer Belastbarkeit“, sagt der Grazer Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ).

Nun steigen die Zahlen immer stärker. In einigen Staaten kommt es bereits zur Überlastung des Gesundheitssystems und zu partiellen Lockdowns. In Deutschland ist die Situation nicht so drastisch. „Das hat auch damit zu tun, dass die deutsche Regierung bereits am 15. April (!) den Beschluss gefasst hat, jeweils ein fünfköpfiges Contact-Tracing-Team pro 20.000 Einwohner zu installieren. In Österreich ist man davon weit entfernt. Erst wurden ein paar tausend Rot-Kreuz-MitarbeiterInnen versprochen, dann sollte die Polizei die Aufgaben übernehmen, später wurden einige Bundesheerangehörige dafür abgestellt – aber leider bei weitem nicht genug. „Hier muss die Bundesregierung dringend handeln und darf die lokalen Behörden nicht länger im Stich lassen“, so Krotzer.
 

Graz bräuchte 75 Vollzeit-Stellen

Bereits vor drei Monaten hatte Krotzer sich in einem offenen Brief an Bundeskanzler Kurz und Gesundheitsminister Anschober gewandt, um auf die Überlastung der Grazer Behörden hinzuweisen und vor einer Situation, wie sie jetzt eingetreten ist, zu warnen. Um die Kontaktverfolgung vernünftig umzusetzen, bräuchte es in Graz, dem deutschen Vorbild entsprechend, 75 Personen, die sich Vollzeit nur mit damit beschäftigen. Das Gesundheitsamt hat aber noch viele andere Aufgaben, die jetzt viel zu kurz kommen oder teilweise schon ausgelagert werden mussten.

„Corona ist keine plötzliche Akutsituation mehr, sondern Alltag. Man bekommt den Eindruck, als wäre die Regierung mit zwei Zentimetern Neuschnee im Dezember überfordert, weil die Schneepflüge noch nicht einsatzfertig sind“, schüttelt Krotzer den Kopf.
 

20 Millionen vs. 0 Euro

Immer wieder ärgern sich Grazerinnen und Grazer über lange Wartezeiten auf Bescheide oder chronisch überlastete Telefone. „Wenn Ämter durch die wild wechselnden Vorgaben überlastet werden, dann liegt es daran, dass man sie alleine lässt und ihnen immer mehr aufbürdet – sie aber nicht zeitgerecht mit den nötigen Mitteln ausstattet“, so Krotzer. Die Worte „Koste es, was es wolle“ sind vielen noch im Ohr. 20 Millionen Euro hat die Regierung allein für die Werbekampagne „schau auf dich, schau auf mich“ bisher ausgegeben. „Bei den lokalen Gesundheitsbehörden sind exakt 0 Euro angekommen“, kritisiert der Grazer Gesundheitsstadtrat. „Dabei würde jeder in Contact Tracing investierte Euro ein Vielfaches an Kosten durch wirtschaftliche und gesellschaftliche Einschränkungen ersparen.“

Veröffentlicht: 22. September 2020

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