Nulla crux nulla corona

Wir brauchen den Zusammenhalt gegen das große Geld

Nulla Crux, nulla Corona: Stefan Zweig am Grab von Leo Tolstoi.

Eine Betrachtung zur Coronakrise

Eine Betrachtung

 

 

In der Coronakrise haben  die Werbesprüche von Banken und großen Konzernen wie Aufrufe einer fortschrittlichen Bewegung geklungen. Man hätte meinen können, dass die Gegensätze in der Gesellschaft verschwunden wären. In Wirklichkeit hat sich der Gegensatz zwischen Arm und Reich verschärft. Wenn wir nicht gemeinsam für unsere Interessen eintreten, könnte es zu einer gewaltigen Umverteilung von unten nach oben kommen.

 

„Mit.Einander die Krise meistern“. Das ist nicht die Forderung einer fortschrittlichen Partei in Coronazeiten. Das war der Werbespruch einer großen Bank in Österreich. Auch der Spruch „Nie wieder werde ich vergessen, wieviel stärker wir miteinander sind“ ist  nicht von der KPÖ sondern von Coca Cola.  Während der Coronakrise konnte man meinen, dass bei uns die Zeit der Gemeinsamkeiten und des sozialen Ausgleichs ausgebrochen wäre. Die sozialen Auseinandersetzungen sind fast zum Erliegen gekommen. Nach und nach kommt aber ans Tageslicht, wie die reale Spaltung unserer Gesellschaft ausschaut. Und es wird offenbar, dass sich diese Spaltung vertieft. Wie zu Kriegszeiten weicht die anfängliche Illusion einer Volksgemeinschaft, bei der alle an einem Strang ziehen würden, der Ernüchterung. Einige Beispiele:

 

Prekär Beschäftigte

 

Der Corona-Cluster beim Postverteilungszentrum in der Nähe von Wien hat aufgezeigt, unter welch unzumutbaren Bedingungen jene Beschäftigten arbeiten und leben müssen, die über Zeitverträge für  den Paketdienst der Post tätig sind. Während Firmen wie Amazon und auch die Post wegen der Bedingungen in der ersten Phase der Coronakrise ihren Umsatz und ihren Profit deutlich steigern konnten, hat man auf die Lage dieser Menschen keine Rücksicht genommen. Kein Wunder, dass es in beengten Verhältnissen auch zu Ansteckungen gekommen ist. Und es ist auch kein Wunder, dass manche Betroffene ihre Krankheit verheimlicht haben, um nicht ihr Einkommen zu verlieren.

 

Genauso war es bei den Fleischereibetrieben, wo spektakuläre Fälle in Deutschland und auch in Niederösterreich bewiesen haben, dass der Konkurrenzkampf um das billigste Schnitzel mit einer brutalen Ausbeutung der Beschäftigten einhergeht. Sie müssen in unzumutbaren Unterkünften leben,  und bei einem Ausbruch der Virusinfektionen werden meist sie und nicht die Unternehmer bildlich gesprochen an den Pranger gestellt.

 

Das fremde Virus

 

Die Tatsache, dass die meisten von ihnen aus osteuropäischen Ländern kommen oder Migranten sind, führt auch dazu, dass die Krankheit als etwas Fremdes dargestellt wird. Das gilt auch für Erntehelfer und Pflegekräfte. Der Schutz vor Ansteckung verbindet sich im schlimmsten Fall mit der Angst vor den Ausländern.

Dabei übersieht man zwei Dinge: Wer ist für die Bedingungen verantwortlich, unter denen diese Menschen arbeiten müssen? Das sind in der Regel österreichische Unternehmer. Und man übersieht,  dass beispielsweise zwei Corona-Cluster in Salzburg und in Villach auf Promi-Parties zurückzuführen sind, bei denen sich Politiker, Ärzte, hohe Landesbeamte und Juristen angesteckt haben. Corona hat kein  nationales Mascherl.

 

Wer wird gestärkt?

 

Corona macht unsere Gesellschaft nicht einiger, die Entwicklung zeigt immer deutlicher auf, wo bei uns oben und unten ist. Die großen Handelskonzerne haben in diesen Krisenzeiten ein gutes Geschäft gemacht. Trotzdem weigern sie sich, die ursprünglich von der KPÖ aufgestellte und von der Gewerkschaft übernommene nach bezahlten Pausen für Beschäftigte, die Schutzmasken tragen müssen, zu überfüllen.

Und so geht es in vielen Bereichen zu. Wir haben Rekordzahlen an Arbeitslosen und Kurzarbeitern. Gleichzeitig steigen die Aktienkurse weltweit und auch in Österreich wieder. Das ist kein Widerspruch, sondern passt zusammen. Die Krise ist nämlich für Konzerne und Unternehmer ein guter Vorwand, um lang geplante Maßnahmen umzusetzen, die große Belastungen für die arbeitenden Menschen bringen. Dabei nimmt man den Zusammenbruch kleiner Betriebe und auch von Konkurrenten auf dem Markt als gegeben an. Die Beispiele ATB-Soielberg, Swarovski, Voest-Alpine oder RHI-Magnesita zeigen das ganz deutlich. Zu Beginn der Krise hat Nationalbank-Gouverneur Holzmann (FPÖ) das in einem unbedachten Moment auch ausgesprochen. In einem Interview sagte er wörtlich: „Jede Wirtschaftskrise ist auch eine Reinigung, Sie kennen sicher Joseph Schumpeter und seine Theorie der schöpferischen Zerstörung. (...)  Man kann eine Krise auch dazu nützen, gestärkt daraus hervorzugehen.“ (Standard, 18.3.2020).

Genau das  haben die Mächtigen vor. Die Regierung soll die sozialen Folgen eines massiven Arbeitsplatzabbaus abfedern. Man hat aber vor allem ein Ziel: Die Rendite muss so hoch bleiben, dass die Anleger zufrieden sind.

Dass Banken und Großkonzerne in diesen Zeiten auf ihren Plakaten und Werbespots wie die Verkünder einer Volksgemeinschaft oder wie soziale Wohltäter auftreten, ist dabei nur mehr eine bittere Ironie.

Wenn wir – die Mehrheit der Bevölkerung – wirklich miteinander die Krise meistern wollen, dann brauchen wir den Zusammenhalt der arbeitenden Menschen gegen die oben geschilderten Pläne. Wir wollen gestärkt aus der Krise hervorgehen. Deshalb müssen wir Macht und Einfluss des großen Geldes zurückdrängen. Dafür müssen wir gemeinsam handeln, am besten mit Unterstützung der Gewerkschaft. Die KPÖ ist dazu bereit.

Aus dem Grazer Stadtblatt September 2020

 

 

14. September 2020