Ausstellung „Streiflichter. Geschichten von Kommunistinnen in der Steiermark“

Die Kuratorin Veronika Erwa-Winter eröffnet die Ausstellung im KPÖ-Bildungsverein

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8. März 2018

„Es besteht kein Zweifel daran, dass es auch auf die Frauen zurückzuführen war, dass der Widerstand bis 1938 aufrechterhalten und unter dem Eindruck des drohenden „Anschlusses“ noch weiter mobilisiert werden konnte“ (1). Die Frauen haben Botengänge gemacht, Flugzettel verfasst, Streuzettel verteilt, im Rahmen der „Roten Hilfe“ gearbeitet, von Verhaftung bedrohte Genossen zu den Partisanen begleitet, Zeitungen vertrieben...

Zum Beispiel wurde Desideria Breitler unter anderem wegen „der Beeinflussung der Massen durch Herstellung und Verbreitung von Schriften“ zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, Elisabeth Sinic wurde wegen „Herstellung und Verbreitung“ eines Flugblattes in der Auflage von 16 Stück verurteilt, Hildegard Burger wurde unter anderem wegen der Verbreitung der auch von Richard Zach herausgegebenen Zeitung „Der rote Stoßtrupp“ 1943 hingerichtet, Anna Cadia verteilte Geldspenden für die „Rote Hilfe“, wurde angeklagt, verurteilt und 1943 ins KZ Ravensbrück deportiert, Elfriede Neuhold wurde verurteilt, weil sie „hochverräterische kommunistische Flugschriften, die zur Beeinflussung der Massen dienen sollten“ verbreitet hat.

Die Ausstellung „Streiflichter. Geschichten von Kommunistinnen in der Steiermark“ möchte anhand weniger beispielhafter Biografien die Entschlossenheit und den Mut dieser Frauen in Erinnerung rufen. Das Wissen um die Gefahr, in der sie schweben, hat sie nicht an ihrer politischen Überzeugung und dem aktiven Kampf gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus zweifeln lassen. Der Widerstand, den sie leisteten, sollte auch heute nicht vergessen und als moralische Direktive in die Zukunft mitgenommen werden.

Der Titel der Ausstellung „Streiflichter. Geschichten von Kommunistinnen in der Steiermark“ möge darauf hinweisen, dass in und mit dieser Ausstellung die Geschichte der Kommunistinnen in der Steiermark noch lange nicht erzählt ist, was wir hier präsentieren können, sind Einblicke in Lebensläufe einiger weniger Frauen in einer Zeit, in der die aktive Teilnahme am politischen Kampf für Frauen noch keineswegs selbstverständlich war.

Zentrum des Widerstands in der Steiermark waren vor allem auch die Industriegebiete. So nimmt es nicht Wunder, wenn einige der Frauen, deren Geschichte wir erzählen, biografisch in der Obersteiermark verankert sind. (zum Beispiel: Frieda Hauberger, Cilli Muchitsch, Rosa Kranz oder Anna Cadia).

Ein kurzer Abriss der Geschichte der Frauen in der Kommunistischen Partei versucht die biografischen Erzählungen in ein historisches Umfeld zu stellen

Auch wenn 1918 die Kommunistische Partei Österreichs von einer Frau, Elisabeth Eisler Friedländer, mitbegründet wurde, hat man den von Clara Zetkin ausgearbeiteten Richtlinien für die kommunistische Frauenbewegung folgend 1920 noch eine selbstständige Organisierung der KPÖ-Frauen abgelehnt. Allerdings gab es schon 1921 die erste Reichsfrauenkonferenz der Partei. 1924 wurde dann die Zeitung „Die Arbeiterin“ gegründet und sehr rasch nach Ende des Krieges 1945 die Zeitung „Die Stimme der Frau“. Schon im Jahr darauf initiierten unter anderem Margarete Schütte-Lihotzky, Lina Loos  und Maria Köstler den Bund Demokratischer Frauen, der sich über die Jahrzehnte hinweg mit Themen wie gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit, Abschaffung des Abtreibungsparagraphen § 144, Reform des veralteten Familienrechts, Teuerungen, Teilzeitarbeit – um nur einige „Dauerbrenner“ zu nennen – und nicht zuletzt unermüdlich für Frieden und gegen die Rüstungsindustrie eingesetzt hat.

Es ist uns bewusst, dass diese Ausstellung „textlastig“ ist und themenbedingt eine der dunkelsten Zeiten in unser historisches Erinnerungsvermögen rückt. Also haben wir versucht gemeinsam mit den Grafikerinnen von look!design durch die Ausstellungsgestaltung etwas Leichtigkeit mit zu transportieren.  Anbieten können wir auch einige wenige kulinarische Feinheiten wie zum Beispiele Kochrezepte aus der „Stimme der Frau“, die sie im Cafe pflücken und mitnehmen dürfen.

Ganz besonders freut es uns, dass wir in der Vitrine im hinteren Teil des Saales eine Installation von der Schmuckkünstlerin Eva Schmeiser-Cadia, der Enkelin von Anna Cadia präsentieren dürfen und dass uns Anna Cadias Urenkelin die Filmemacherin Jo Schmeiser einen Kurzfilm zur Verfügung gestellt hat.

Bedanken möchten wir uns bei Claudia Klimt Weithaler und Elke Kahr für die Möglichkeit, diese Ausstellung zu machen,bei Heimo Halbrainer für die kundige Unterstützung und bei allen, die uns bei der Suche nach Materialien behilflich waren:

Ernest Kaltenegger, Inge Arzon, Manfred Mugrauer, Franz Rosenblattl, Andreas Fuchs, Iris Stern, Alex Mikusch und Reni Hofmüller.

 

 

Veröffentlicht: 12. März 2018